Eintracht Frankfurt initiiert gemeinsam mit dem Fritz-Bauer-Institut die „überfällige“ Aufarbeitung zur eigenen Verantwortung am Funktionieren des Nationalsozialismus in Deutschland.
Eintracht Frankfurt, einer der ersten deutschen Sportvereine, die ihr Vereinsleben im Nationalsozialismus erforscht haben, hat sich seit 2018 in einem weiteren Schritt in der Aufarbeitung der eigenen Geschichte mit dem Wirken der Vereinsführung während der NS-Zeit beschäftigt. Hierzu wurde nun eine externe und unabhängige Untersuchung des renommierten Fritz-Bauer-Instituts veröffentlicht. Neben dem wichtigen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus möchte der Verein ganz bewusst auch die eigene Verantwortung am Funktionieren des Nationalsozialismus in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. “Ein solcher Schritt ist schmerzhaft, denn beim Blick auf die eigene Verantwortung werden Menschen, die oftmals gesellschaftlich hochgeachtet waren, nach Ihrem Tode mit ihrem Wirken im Nationalsozialismus konfrontiert”, erklärt Matthias Thoma, Geschäftsführer des Eintracht Frankfurt Museums. “Fakt ist aber, dass die notwendige Aufarbeitung weder in der unmittelbaren Nachkriegszeit, noch in den 1960er, 1970er oder 1980er Jahren stattfand und deswegen überfällig ist.”
Max Aigner vom Fritz Bauer Institut recherchierte hierzu die Lebensläufe von Egon Graf von Beroldingen, Hans Söhngen, Rudolf Gramlich, Adolf Metzner und Anton Gentil, die den Verein von 1927 bis Kriegsende führten. Die Ergebnisse der Studie wurden dem Ehrenrat und dem Präsidium der Eintracht bereits Anfang des Jahres vorgelegt. Am 25. November, 18.30 Uhr, stellt Aigner die Studie „Vereinsführer – Vier Funktionäre von Eintracht Frankfurt im Nationalsozialismus“ vor. Coronabedingt findet die Veranstaltung als Livestream statt. Die gesamte Studie (Wallstein Verlag, 304 Seiten, 38 Euro) ist auch im Eintracht Frankfurt Museum erhältlich.
Weitere Hintergründe zur Studie: https://museum.eintracht.de/news/studie-des-fritz-bauer-instituts-veroeffentlicht-129196/
Das Programm 2021
2021 starten die Fanbetreuung der Eintracht und das Eintracht Frankfurt Museum das Projekt „Spurensuche II“. Im Zuge der Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung rund um die Studie des Fritz-Bauer-Instituts möchten sie bei dem geplanten Projekt „Spurensuche II“ den Blick diesmal auf Vereinsverantwortliche im NS werfen.
13. Januar 2021, 19.30 Uhr: Auftaktveranstaltung im Museum
26. Januar 2021, 19.30 Uhr: Die Vereinsführer der Eintracht im Nationalsozialismus. Vortrag mit Max Aigner, Fritz Bauer Institut
27. März 2021: Besuch der Erinnerungsstätte Eichberg. Im Rahmen der Tagestour werden wir mehr über den Eintrachtler Hans Grebe erfahren, der seit 1937 Assistent am „Frankfurter Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene“ war.
27. April 2021, 19.30 Uhr: Filmabend im Museum: „Labyrinth des Schweigens“, anschließend Filmgespräch mit Werner Renz, Fritz Bauer Institut.
5. Juni 2021: Tagesreise nach Frankenthal mit Stadtrundgang und Treffen mit Vertretern des Vereins „Juden in Frankenthal“. Der Verein hat in den vergangenen Jahren in der Stadt eine kritische Auseinandersetzung mit der Person Dr. Adolf Metzner angestoßen.
13. September 2021: Diskussionsrunde „Umgang mit der eigenen Verantwortung“ mit Vertretern von Stadt, Vereinen und Verbänden.
Oktober 2021: Abschlussreise in die Gedenkstätte Buchenwald.
Weitere Informationen zum Projekt „Spurensuche II“ finden Sie unter museum.eintracht.de und fans.eintracht.de.