LEITBILD FÜR DAS „NETZWERK DEUTSCHSPRACHIGER FUSSBALLMUSEEN UND VEREINSARCHIVE“
Das Netzwerk hat sich im Frühjahr 2025 das folgende Leitbild gegeben. Dieses ist auch als PDF verfügbar.
Präambel
Seit seiner Gründung im Jahr 2011 verfolgt das „Netzwerk deutschsprachiger Fußballmuseen und Vereinsarchive“ das Ziel, die Vereins-, Verbands- und Kulturgeschichte des Fußballs zu bewahren, zu sichern und zu erforschen. Um dieses Ziel zu erreichen, fördert und unterstützt das Netzwerk die Einrichtung, den Aufbau und den Betrieb von Fußballmuseen, Depots und Vereinsarchiven sowie die Pflege von Sammlungen.
Mit Hilfe des Netzwerks werden die durch diese Institutionen geleistete Arbeit sichtbar gemacht und die Bedeutung der Fußballgeschichte für die Öffentlichkeit gestärkt. Dazu tragen nicht nur die Vernetzung der Institutionen und die Bündelung von Kompetenzen bei, sondern auch ein regelmäßiger fachlicher Austausch sowie gemeinsame Aktionen und Projekte.
Die Arbeit des Netzwerks und der ihr angeschlossenen Museen und Archive fördert zudem ein kritisches Geschichts- und Traditionsbewusstsein der Vereine und Verbände sowie eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer Rolle in der Gesellschaft. Darüber hinaus engagiert sich das Netzwerk für die Stärkung von Demokratie und Vielfalt und positioniert sich gegen jede Form von Diskriminierung.
Selbstverständnis
Das „Netzwerk deutschsprachiger Fußballmuseen und Vereinsarchive“ verfolgt keine kommerziellen Ziele und grenzt sich bewusst von privaten Akteuren ab. Eine Mitgliedschaft ist daher nur für eine der nachfolgenden Organisationen möglich:
- In Fußballverbänden organisierte Vereine und Kapitalgesellschaften oder von diesen mit der Erfüllung der entsprechenden Aufgaben offiziell betraute Organisationen.
- Museen und Archive der Verbände oder Einrichtungen, die eine vergleichbare Funktion übernehmen, wie z. B. das Archiv des DFB.
Zudem können nur Personen innerhalb des Netzwerks aktiv sein, die von einer Organisation, die eine dieser Voraussetzungen erfüllt, entsandt werden.
Das Netzwerk strebt an, dass sich Museen und Archive entsprechend der Definitionen und der ethischen Grundsätze von anerkannten Fachverbänden und -räten etablieren.[1] Das Netzwerk setzt sich daher für Ausstellungs-, Bildungs- und Forschungsprojekte ein, die diese Ziele anstreben. Eine umfängliche Erfüllung der Museums- bzw. Archivdefinitionen hinsichtlich der entfalteten Aktivitäten oder die zeitnahe Erreichung dieses Zustands sind dabei keine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft oder Mitarbeit im Netzwerk.
Handlungsfelder der dem Netzwerk angeschlossenen Institutionen
Sammeln
Das Sammeln, Erhalten und Pflegen von analogen und/oder digitalen Objekten und Archivalien ist eine der zentralen Aufgaben zur Bewahrung der Vereinsgeschichte. Das Sammeln sollte einer Strategie folgen, damit wichtige Exponate und Unterlagen für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Das Sammeln sollte zudem zielgerichtet erfolgen und der Erweiterung, Zusammenführung und Ergänzung bestehender Sammlungen dienen. Die gesammelten Objekte und Dokumente sollen inventarisiert und inhaltlich erschlossen werden. Zudem sollen die Erwerbsumstände dokumentiert werden, sofern das möglich ist.
Bewahren
Die gesammelten Objekte und Archivalien sollen bestmöglich behandelt, vor dem Verfall und unbefugten Zugriffen geschützt werden, um sie für kommende Generationen zu bewahren. Daher soll im Sinne einer nachhaltigen Bestandspflege eine sachgerechte Lagerung und Sicherung unter konservatorischen Bedingungen angestrebt werden und diese im Bedarfsfall auch eine Restaurierung umfassen. Die besonderen Anforderungen an die Bewahrung digitaler Objekte und Archivalien sollen entsprechend berücksichtigt werden.
Überliefern
Kernaufgabe eines Archivs ist es, historische Überlieferungen zu bewahren sowie deren Auswahl und Umfang fachgerecht zu bestimmen. Unterlagen, denen im Rahmen einer Bestandserhaltungs- und Erschließungsstrategie ein bestimmter Wert beigemessen wird und die in diesem Sinne als archivwürdig bewertet werden, sollen erschlossen und bestandserhaltenden Maßnahmen zugeführt werden.
Forschen
Ziel ist es, die Sammlungen und Bestände nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu bearbeiten und sie zu Forschungszwecken recherchierbar und zugänglich zu machen. Dies ermöglicht die weitere Einordnung in einem Kontext, der die Aufnahme in eine thematische Präsentation ermöglicht. Zur Grundlage dieser Arbeit gehört auch die Provenienzforschung. Die Archive und Museen nehmen Anteil an aktuellen Diskursen und bringen Kompetenzen in die jeweiligen Forschungen ein. Sie sind darum bemüht, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Forschende weiterzugeben.
Kommunizieren
Um die Wertschätzung der Sportgeschichte als Kulturgut durch die Gesellschaft zu steigern, soll die Historie der Fußballvereine und -verbände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür können alle wirksamen Formen genutzt werden, auch digitale Kanäle wie Websites oder Social Media. Darüber hinaus sollen Bildung und Vermittlung elementare Bestandteile der vereinshistorischen Arbeit der im Netzwerk angeschlossenen Institutionen sein. Die Bildungsangebote erfolgen inklusiv und richten sich an alle gesellschaftlichen Gruppen.
Vision
Allein in Deutschland gibt es ca. 24.000 Fußballvereine mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern.[1] Rund 2,3 Millionen, also gut 30 Prozent sind Mitglieder eines der gut 50 Fußballvereine, die im „Netzwerk deutschsprachiger Fußballmuseen und Vereinsarchive“ vertreten sind. Immer mehr dieser Vereine blicken auf eine über einhundertjährige Geschichte zurück und ihr historisches Bewusstsein wächst genauso beständig wie ihre Mitgliederzahlen. Eine in diesem Frühjahr durchgeführte Umfrage der DFL untermauert zudem die Bedeutung der Traditionspflege für die Fußballfans. Eine überwältigende Mehrheit von fast 80 Prozent der Befragten spricht sich dafür aus, dass es den Vereinen zur Aufgabe gemacht werden sollte, sich aktiv um ihre Traditionspflege zu kümmern. Oft ist die Bewahrung und Dokumentation der Fußball- und Verbandsgeschichte eine Disziplin, die von Einzelpersonen oder Initiativen ehrenamtlich geleistet wird. Von Verbandsseite gibt es keine Anweisungen oder Auflagen, Fußballgeschichte zu bewahren.
Die wesentlichen Träger zur Bewahrung, Sicherung und Erforschung der Fußballkultur sind die Museen und Archive der Vereine und Kapitalgesellschaften. Ziel sollte es daher sein, an den jeweiligen Standorten eine Dauerausstellung oder eine vergleichbare Präsentationsform zu schaffen. Solange keine Ausstellungsfläche zur Verfügung steht, sollten die Institutionen sich bemühen, durch Sonderausstellungen ihre Bestände zu präsentieren oder darauf ausgerichtete Ausstellungsprojekte kooperativ zu unterstützen. Die Etablierung von hauptamtlichen Vereinsarchivarinnen und Vereinsarchivaren oder vergleichbare Positionen sollte sichergestellt werden.
Duisburg, 15.05.2025
[1] Beispielhaft zu nennen sind hier das „International Council of Museums“ (ICOM) oder das „International Council of Archives“ (ICA). Auszüge siehe Appendix.